Balance trainieren

Balance halten

Leserinnen und Leser, die meiner Generation angehören, kennen sicherlich den Kultfilm „The Karate Kid“ aus den 80ern. Mr. Miyagi und Daniel-San sind mir für immer ans Herz gewachsen und wenn ich dringend sportliche Motivation und Energie benötige, schaue ich mir zum x-sten Mal diesen Film an. Allein schon der geniale Soundtrack bringt mich wieder zurück in die Spur.

Karate als Balanceübung

In „The Karate Kid“ geht es um einen schmächtigen, vaterlosen Teenager, der mit seiner Mutter nach Kalifornien umzieht und deswegen in eine neue Highschool kommt. Zu Beginn wird er regelmäßig von einer Karateschüler-Gang vermöbelt. Mr. Miyagi, der aus Japan stammt, bringt Daniel-San Karate bei und wird mit der Zeit zu einem Vaterersatz. Das Besondere an diesem Film ist, dass Mr. Miyagi Karate als Lebensschule lehrt. Er spickt sein absolut unkonventionelles Trainingsprogramm mit Lebensweisheiten aus dem Zen-Buddhismus. Daniel-San muss erst im Meer Balance üben, dann auf dem Rand eines Bootes und als er Mr. Miyagi vollständig als seinen Mentor anerkennt, übt er alleine den Crane-Kick auf einem schmalen Holzpfahl am Meer. Am besten schaut man sich den Film im englischen Original an. Mr. Miyagis knackige Sätze im japanisch-englisch-Mix sind köstlich:

  • „Just to trust the picture! If come from inside you, always right picture!“
  • „Better learn balance! Balance is key. Balance ist good, karate good, everything good!“
  • „You remember lesson about balance? Lesson not just karate only. Lesson for whole life. Whole life have balance, everything be better!“

Lebensbalance

„The Karate Kid“ transportiert eine wichtige message in natürlich stark vereinfachter Form, nämlich, dass Lebensbalance aus verschiedenen Komponenten besteht. Für mich sind das Körper, Seele und Geist. Und ich glaube fest daran, dass man Lebensbalance nur findet, wenn man Balance in diesen drei Bereichen übt. Der Film transportiert auch, dass man für Balance arbeiten muss. So weit so gut. Wir alle wissen jedoch, dass das sehr schwierig ist. Wie man den Körper in Balance bringen kann, weiß eigentlich jeder. Auch wie man für seelische Balance sorgt, ist intuitiv klar. Schwierig wird es, wenn es um geistige oder geistliche Balance geht. Dazu werde ich später noch einen Blogbeitrag schreiben. Kompliziert wird es erst dann, wenn man alle drei Komponenten gleichzeitig im Auge behalten und ausbalancieren will. Und selbst, wenn man es geschafft hat, verschwindet dieser ausgeglichene Zustand bald wieder. Sich um Lebensbalance zu bemühen, gleicht einer Sisyphusarbeit. Hoffnung gibt mir indes, dass sich Körper, Geist und Seele gegenseitig beeinflussen können.

Körperlich balancieren

Was meine eigene Sisyphusarbeit betrifft, bemühe ich mich derzeit eher um körperliche Balance. Daniel-San sollte schließlich auch erst einmal körperlich balancieren. Seit einem Dreivierteljahr übe ich auf einem Balance-Pad in meinem Büro. Sie denken nun wahrscheinlich: Wie vorbildlich! Ich muss Sie leider enttäuschen, denn mein Innenmeniskus im rechten Knie hat diese Anschaffung erzwungen. *_* Seit einer Verletzung neigt das dämliche Knie alle Jahre zu spontanen Totalausfällen. „Ihr Knie muss stabiler werden“, sagte mein fachkompetenter Orthopäde entschieden und so kam das Balance-Pad in meinen Haushalt. Als ich das unscheinbare, hellblaue und schaumigweiche Teil auspackte, dachte ich nur: „So eine Pillepalle!!!“ Aber schon während der ersten Versuche, darauf zu balancieren, wurde ich geläutert. Denn erstens war mein rechtes Knie trotz Bandage tatsächlich so instabil wie ein Wackelpudding und zweitens mein ganzer Körper selbst auf dem Bein mit dem gesunden Knie nur Götterspeise. Unterschätzen Sie also niemals ein Balance-Pad!!! *_* Denn beim Balancieren wird, wie ich sehr schnell lernte, der ganze Körper mit einbezogen und nicht nur die unteren Extremitäten. Nach der ersten Einheit, bei der ich eigentlich nur bei jedem Balanceversuch wie eine gebogene Palme im Orkan aussah und ständig von der Matte flog, hatte ich erst einmal Muskelkater und musste pausieren. Heute allerdings, nach vielen Monaten, ist mein Knie 1A. Im hippen englisch heißt das übrigens ein bulletproof knee, ein kugelsicheres Knie. Das trifft es famos wie ich finde. Mittlerweile liebe ich das Balancieren auf dem Pad sogar regelrecht. Ich stehe nun so aufrecht wie das Erdmännchen auf dem Bild. Es macht richtig Spaß und ich kann solche Balanceübungen wirklich empfehlen. Dafür gibt es ja ganz viele unterschiedliche Utensilien auf dem Markt.

Mit drei Bällen jonglieren

Lachen Sie nicht, denn ich habe auch mit dem Jonglieren angefangen!!! *_* Wie kommt man in aller Welt auf so eine schräge Idee??? Nun, ich habe mich indirekt von Eveline Goodmann inspirieren lassen. Sie hat für die freien Journalistinnen und Journalisten in Baden-Württemberg einen spannenden Online-Vortrag gehalten, wie wir mental besser durch die Coronakrise kommen können. Sie kombiniert generell Neurowissenschaft mit Psychologie. Eine Kernaussage von ihr war, dass das Gehirn wie ein Muskel sei. Muskeln könnten trainiert werden, also auch das Gehirn, denn es sei plastisch. Um etwas Neues zu lernen oder das eigene Mindset zu ändern, benötige man je nach Alter eine gewisse Zeit. Für alle 40 bis 50jährigen, also Personen die „The Karate Kid“ kennen *_*, reichten 51 Tage mit je 20 Minuten Übungszeit pro Tag aus. Diese Aussage wollte ich umgehend mit drei Jonglierbällen testen, ohne jemals im Leben jongliert zu haben. Und es hat sogar schneller geklappt! Wobei ich mir jetzt nicht im Klaren bin, ob ich mit einem momentanen Rekord von 24 Würfen, ohne dass mir dabei ein Ball herunterfällt, wirklich jonglieren kann?!

Jonglier-Erfahrungen

Ich lasse Sie gerne an meinen Lernerfahrungen teilhaben: Jonglieren geht ganz schön in die Handgelenke, Oberarme und Schultern. Am Anfang auch in den Rücken, weil man sich in 20 Minuten gefühlt 100 Mal nach den Bällen bücken muss. Von Balance kann noch keine Rede sein. Irgendwann verinnerlichen Hirn und Körper das richtige Werfen und das blinde Fangen, der Blick bleibt dabei immer auf Wurfhöhe. Sobald man in der Lage ist, drei Bälle hochzuwerfen und sie wieder zu fangen, beginnt nach meinem Empfinden erst die körperliche und geistige Balanceübung. Denn der ganze Körper bewegt sich beim Jonglieren mit und gleichzeitig sollte der Geist ruhig werden. Denkt man währenddessen nämlich an die richtige Wurftechnik, verliert man die Bälle sofort. Ist man geistig zerstreut, hagelt es Bälle. So einfach ist das. Die Fortschritte kommen schubweise, vor allem, wenn man beim Jonglieren besonders entspannt ist. Von Woche zu Woche. Irgendwann fand ich es wunderbar und habe es sehr genossen. Es ist auch ein schönes Gefühl, wenn man eine Herausforderung annimmt und sie meistert. Und ich mache so lange weiter, bis ich die Bälle mühelos für länger in der Luft halten kann, ohne dass mir so ein böses Bällchen plötzlich nach vorne davonflutscht. *_*

Wie bekommen Sie Balance in Ihr Leben?

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