Christine Kaiser

Über mich

Von Haus aus bin ich Agrarjournalistin. Wie wird man das? Indem man Agrarwissenschaften studiert und dann bei einer landwirtschaftlichen Zeitschrift ein Volontariat absolviert. Mit dieser beruflichen Ausrichtung war ich jahrelang glücklich. Aber wie bei vielen Menschen um die 40 drängte sich bei mir irgendwann der Gedanke „war es das jetzt schon???“ immer lauter in den Vordergrund. Und dieser Gedanke hat selten allein mit einer beruflichen Neuorientierung zu tun, sondern umfasst den ganzen Menschen. Mein Gehirn produzierte Fragen, die mich regelrecht bedrängten. Was will ich überhaupt? Was interessiert mich wirklich? Wie will ich leben? Was macht Sinn im Leben? Was macht in meinem Leben vor allem Sinn? Was kann ich gut und was kann ich nicht? Was ist mir wichtig? Diese Fragen funkten damals während einer Festanstellung mit wöchentlichem Redaktionsschluss, verbunden mit viel Recherche und Zeitdruck, äußerst unangenehm dazwischen.

Auszeit in einem Kloster

Um diesen geistigen Zwiespalt zu lösen, entschied ich mich 2009 für einen radikalen Weg, nämlich für eine zweiwöchige Auszeit in einem Kloster. Das Wort „Auszeit“, das heute gerne im Zusammenhang mit Klosteraufenthalte benutzt wird, klingt für meine damalige Hauruck-Aktion zu seicht. Der Begriff „Abschottung“ trifft es besser, denn ich cancelte alle Kontakte nach draußen und übte mich im Schweigen. Dass meine Wahl auf Kloster Arenberg fiel, war Zufall und hatte einen banalen Grund, nämlich die vielen Sportmöglichkeiten. Ich wollte meine stille Zeit keinesfalls bewegungslos verbringen. Schon in jungen Jahren war mir intuitiv die enge Verbindung von körperlicher Bewegung und Geist bewusst geworden. Sport war für mich schon immer ein Heilmittel. Körperliche Bewegung durchpustet das Gehirn, hilft bei geistigen Blockaden und fördert Kreativität und klare Gedanken.

„Solvitur ambulando“,

es wird im Gehen gelöst, lautet ein lateinisches Zitat, dessen Ursprung nicht ganz geklärt ist, aber oftmals dem heiligen Augustinus zugesprochen wird. Das kann ich aus eigener Erfahrung unterschreiben.

Kloster Arenberg

Die Zeit im Kloster Arenberg war für mein weiteres Leben in zweifacher Hinsicht richtungsweisend: Ich entschied mich dort für ein Zweitstudium der Forstwissenschaft und gleichzeitig kam damals still und leise eine persönliche Entwicklung in Gang, die heute noch nach 14 Jahren anhält und mich einfach nur staunen lässt: Die intensive Beschäftigung mit geistlichen Themen. Dieser besondere Rückzugsort entsprach mir einfach und hat sich mit meiner damaligen Reflexionszeit eng verflochten. Die unaufdringliche Präsenz der Arenberger Dominikanerinnen und meine Neugierde, die fast vor nichts halt macht, taten ihr Übriges. Mein erstes Stundengebet im Chorgestühl unter den Schwestern werde ich nie vergessen. Es entstand eine innere Ruhe, die ich so nicht kannte. Im Laufe der Jahre war ich dann auch in etlichen anderen Klöstern.

Selbstständigkeit

Nach dem Forststudium habe ich mich als freie Journalistin für Land- und Forstwirtschaft selbstständig gemacht. Die Selbstständigkeit war ein Herzenswunsch. Einen Einblick, über was ich so alles schreibe, finden Sie unter www.ckagrar.de. Tja, und dann kam 2020 Corona in unsere Welt und viele Soloselbstständige hatten leider schlagartig viel freie Zeit. So auch ich. Meine desolate Auftragslage ließ viel Raum für neue Gedanken und Ideen. Und wenn sich neue Räume auftun, können sie auch mit neuen Inhalten gefüllt werden! Während ich mein Büro im Lockdown langsam zu einem persönlichen Fitnessstudio umfunktionierte und dabei, Sie ahnen es vielleicht, mal wieder reflektierte und auf Papier herumkritzelte, entstand diese Blogidee. Krisenzeiten können also auch Wandlungszeiten sein, was irgendwie tröstlich ist! Selbst wenn man das oftmals nur in der Retroperspektive erkennen kann. Geduld dabei zu haben, ist meiner Meinung nach essenziell. Denn alles braucht Zeit, um zu wachsen, wie Ägidius von Assisi, ein Gefährte des heiligen Franziskus, so schön ausdrückte:

„Wenn der Baum geboren wird, ist er nicht sofort groß. Wenn er groß ist, blüht er nicht sofort. Wenn er blüht, bringt er nicht sofort Früchte hervor. Wenn er Früchte hervorbringt, sind sie nicht sofort reif. Wenn sie reif sind, werden sie nicht sofort gegessen.“

Ägidius von Assisi

Das Baumkloster ist nun reif.